Bewohner von Flughafeneinzugsgebieten bringen in der Rolle
der Passagiere ebenfalls die angeführten Erwartungen mit. Auch sie nehmen die mit dem Flugbetrieb verbundenen Einrichtungen und Möglichkeiten gerne und regelmäßig in Anspruch.
Heinz und Hildegard Bäuerle* sind Anwohner des Flughafen Stuttgart und haben sich als repräsentative Durchschnittsbürger freundlicherweise bereit erklärt, sich für den nachfolgenden Vergleich zur
Verfügung zu stellen. Die Bäuerles reisen mindestens einmal im Jahr in den Urlaub ins Ausland oder besuchen Familienmitglieder oder Freunde innerhalb der Bundesrepublik sowie im nahen
europäischen Ausland. Vor der Pensionierung hat Heinz Bäuerle den Flughafen gerne auch regelmäßig für Dienstreisen genutzt. Zudem ist die Besucherterrasse ein gern gewähltes Ziel der
sonntäglichen Ausflüge mit den Enkelkindern.
Gleichzeitig
jedoch haben sich die beiden dem Kampf gegen den Flughafen verschrieben. Sie sind gegen die Erhöhung der Zahl von Starts und Landungen sowie gegen eine räumliche Erweiterung von Flächen, die dem
Flugbetrieb dienlich sind (wie Ausbaumaßnahmen oder den Bau einer weiteren Start- und Landebahn). Die Bäuerles fordern die Einhaltung und Ausweitung der Zeiten, die frei von Flugbewegungen sind
und plädieren für eine Lärmverminderung sowie eine Verringerung der Umweltbelastung. Sie empfinden Lärm als Stressfaktor und sehen den Flugverkehr als Gefahr für die Umwelt an. Sie sind durch ihr
jahrelanges Engagement im Kampf gegen den Flughafen sehr konzentriert auf ihr Ziel und nehmen besonders das wahr, was sie hören, sehen und spüren wollen, nämlich startende und landende Flugzeuge.
Zudem haben sie viel Zeit, um regelmäßig den frühen Morgen damit zu verbringen, pünktlich um 5:50h Strichlisten zu führen, in denen - möglicherweise vor der zugelassenen Zeit für den ersten Start
des Tages - startende Flugzeuge registriert und gezählt werden.
In Krisenzeiten jedoch sorgen sich auch die Bäuerles um ihren Wohlstand, der durch die möglichen Auswirkungen einer schwächelnden Wirtschaft und damit verbundener Arbeits- und Perspektivlosigkeit
bedroht scheint. Denn sie profitieren schließlich als Anwohner indirekt von der höheren Kauf- und Wirtschaftskraft sowie der gut ausgebauten Infrastruktur rund um den Flughafen.
*Namen frei erfunden